Bereits vor der aktuellen Notsituation konnten sich 2 Millionen Deutsche eine warme Wohnung nicht mehr leisten. Insbesondere ältere Alleinlebende und Alleinerziehende und damit auch viele Kinder sind in Deutschland von „Energiearmut“ betroffen. Die FREIEN WÄHLER fordern von der Bundesregierung ein bundesweites Konzept im Kampf gegen die Energiearmut sowie Nachbesserungen beim geplanten Einbau digitaler Stromzähler. Gerade in ärmeren Haushalten wird immer häufiger auf Prepaid-Zähler gesetzt. Diese führen nach Ansicht der FREIEN WÄHLER zu einer Verschärfung der Zwangslage bei von Energiearmut betroffenen Haushalten.
Gregor Voht, FREIE WÄHLER Generalsekretär: „Das Negativbeispiel Großbritannien, wo allein im letzten Jahr zwangsweise über 94.000 Prepaid-Stromzähler installiert worden sind, darf in Deutschland keine Schule machen. Die von Überschuldung bedrohten Menschen dürfen nicht vor die Wahl gestellt werden, ob Sie heizen oder etwas essen wollen. Auch wenn eine Zwangsinstallation in Deutschland momentan ausgeschlossen ist, droht eine Installation von Prepaid-Zählern durch die Hintertür. Die Anfang des Jahres beschlossene Pflicht zum Einbau von intelligenten Stromzählern kann zu einer Ausweitung von Prepaid-Modellen führen. Bereits jetzt gehört die Entwicklung von Modulen, mit denen jeder Smart Meter zu einem Prepaid-Zähler erweitert werden kann, zum Tagesgeschäft. Smart-Meter dürfen für ärmere Haushalte nicht zum trojanischen Pferd werden.“
Durch die seit Jahren steigenden Energiekosten sind immer größere Teile der Bevölkerung von Energiearmut betroffen. Aus dem Monitoringbericht 2021 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt geht hervor, dass insgesamt 230.015 Haushalte in Deutschland der Strom abgestellt wurde. Dieses Problem einer Überschuldung lässt sich nach Ansicht der FREIEN WÄHLER jedoch nicht mit einem Ausbau von Prepaid-Zähler lösen.
„2,5 Prozent der Bevölkerung fehlen die Mittel, um die eigene Wohnung zu heizen. Die Erzählung, dass die betroffenen Haushalte durch einen Prepaid-Zähler die volle Kostenkontrolle haben und somit einiges sparen können, grenzt an Hohn. Die Energiearmut wird damit in den Bereich der persönlichen Entscheidung verlagert und damit gesamtgesellschaftlich unsichtbar. Wir dürfen Menschen in einer solchen Notlage nicht vor die Wahl stellen, ob sie ihr Guthaben für warmes Wasser und Strom aufladen, oder ob Sie Lebensmittel einkaufen können. Die Bundesregierung muss neben einem besseren Schutz der Verbraucher vor Energiesperren deshalb ein bundesweites Konzept gegen Energiearmut vorlegen“, so Voht weiter.